Die Geschichte des Gildehauses

Gilde, Zunft, Hanse und deren Zusammenhänge

Mit der Verleihung der Soester Stadtrechte 1222 und der Erhebung Attendorns zur Stadt, durch den Kölner Erzbischof Engelbert den II. werden die Bewohner innerhalb unserer Stadtmauern freie Bürger und die Stadt erhält Marktrecht. Im späten Mittelalter ist durch die gute Verkehrsanbindung und dem Geschick der Attendorner Gewerbetreibenden eine blühende Stadt entstanden.

Wie in anderen größeren Städten auch, schließen sich die Gewerbetriebenden zusammen und nutzen die Bündelung Ihrer Interessen für Ihre Ziele. Die Fernkaufleute sind bei den ersten, die von der neuen Regelung innerhalb der Städte profitieren. Ihre Gilde bildet den Anfang des aufstrebenden Bürgertums. Nach Ihrem Vorbild bilden sich später aus anderen Gruppen Gewerbetreibendender die Zünfte.

1255 tritt Attendorn dem rheinischen Städtebund bei.

Mit dem ersten größeren Vermögen der Gilden und Zünfte wird oft ein Handelshaus gebaut oder erworben. Diese Gilde- oder Patrizierhäuser sind auch ein Monument der Macht der Gilden und Zünfte in den Städten.

1436 wird erstmals ein Gildehaus in Attendorn erwähnt.

Attendorner Kauf- und Handelsleute also Mitglieder unserer Gilden und Zünfte schließen sich bald dem mächtigen Bund der Hanse an, um sich so internationaler aufzustellen. Attendorn wird Hansestadt, aber kein unmittelbares Mitglied, sondern wird wie Brilon, Rühten, Geseke, Werl und Arnsberg auf den Handelstagen in Lübeck durch Soest vertreten.

Im 13. Und 14. Jahrhundert werden eine Reihe von Bürgern in Lübeck mit Attendorner Herkunft erwähnt. Genannt sei hier Volkmar von Attendorn, Ratsherr in Lübeck, später ist er sogar Kämmerer der Stadt Lübeck. In den Hansestädten Lübeck, Köln und in Dortmund gibt es heute noch jeweils eine Straße, die aus dieser Zeit nach Attendorn benannt ist.

In England werden Kaufleute der St. Nicolaibruderschaft Attendorns neben Vertretern der Städte Köln, Dortmund, Soest, Münster und Lübeck als Vertreter der Londoner Gildehalle gewählt, aus der später der Stalhof entstehen wird. Eine bedeutende Markthalle und Handelsplatz für England. Die gleichen bedeutenden Geschäftsbeziehungen sind im Raum Flandern nachweisbar. Die Nicolaibruderschaft stiftet 1328 eine Vikarie und baut eine Kapelle am Eingang des Ennester Tores.

Die Zünfte Stiften in der Pfarrkirche St. Johannes Baptist einen Stadtaltar, der Jakobus und Andreas Vikarie. Die Schmiedezunft einen Agatha Altar. Der heutige vorhandene Barocke Altar an der Nordseite stammt in Teilen von diesen beiden damals stark verfallenen Altären ab. Das Hauptmotiv zeigt die Heilige Familie, Jesus, Maria und Josef, darüber wird Gottvater dargestellt.

An diesem Seitenaltar feiert heute noch die Agatha-Zunft Ihr Patronatsfest.

Am alten Markt wird zeitgleich mit der Kirche St. Johannes Baptist ein neues Rathaus im gotischen Stil gebaut, Es wird später das südlichste Hanserathaus Deutschlands sein. 1455 kommt es, wie in anderen großen Städten um diese Zeit auch, in Attendorn zu einem Zunftaufstand. Die bisherige Gemeindeordnung wird zum Vorteil der Zünfte geändert.

Der Stadtrat besteht nun aus 3 Personen des alten Rates, 3 Bürgern, die zu keiner Gilde gehören. Die Schmiede-, Schuhmacher- und Weberzunft stellt je 2, die Bäcker-, Fleischhauer-, Schröder- bzw. Schneider- und Krämerzunft je 1 Mitglied. Diese Sechszehn wählen einen Bürgermeister, 2 Richtleute und den Rat. Jährlich werden die städtischen Ein- und Ausgaben ab jetzt von diesem Gremium geprüft, und wichtige Entscheidungen gemeinsam getroffen.

Die Sechszehn erhalten die Schlüssel zu den Stadttoren und Türmen. Dieser Zustand bleibt bis Anfang des 19. Jahrhunderts erhalten. Erst mit der Auflösung der Gilden und Zünfte zur Zeit der Säkularisation ist diese Stadtordnung beendet.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts nimmt ein Teil der alten Aufgelösten Gilden und Zünfte in Attendorn mit neuen Satzungen ihre Arbeit wieder auf. Die Bau-Zunft wurde zum Beispiel am 12.4.1827 wiedererrichtet, schrieb damals Pfarrer Habbel.

Bis auf die Unterbrechungen durch die zwei Weltkriege hat sich diese Tradition in den verbliebenen Gilden und Zünften bis heute in Attendorn erhalten können.

Diese große bedeutende Geschichte unserer Stadt sollte gelebt, und der Jugend weitergegeben werden. Ein guter Grund, dies nach außen mit einem neuen Gildehaus sichtbar zu machen.